9.5 Weitere Bemerkungen
Aggregation der Arbeiter: Während die Aggregation der Waren und der Unternehmen in den Sektorenmodellen kritisiert wird, wurde bisher ständig mit der Aggregation der Arbeiter gerechnet. Das betrifft sowohl den Lohn, der als einheitlicher Mittelwert angenommen wird und in das gemeinsame Guthaben geldaa eingeht, als auch den Konsum, indem notwendige und zusätzliche Bedürfnisse als einheitliche Mittelwerte angenommen werden, und indem der Einkauf der Konsumgüter aus dem gemeinsamen Guthaben geldaa finanziert wird. Unter diesen Bedingungen sind natürlich keinerlei Rückschlüsse möglich, was den einzelnen Arbeiter dazu bewegt im Rahmen der gesellschaftlichen Produktion sein bestes zu geben, oder auch nicht. Das ist ein wesentlicher Mangel der bisherigen Modelle, aber auch ein ausgewachsenes Problem für sich. Deshalb wird dieses Problem separat im Band 3 behandelt.
Außenwirtschaftliche Beziehungen: Von den etablierten Protagonisten der kapitalistischen Marktwirtschaft wird den außenwirtschaftlichen Beziehungen meist ein wichtige Rolle eingeräumt, weil sie als wichtige Quelle des so dringend benötigten Wirtschaftswachstums angesehen wird und es gilt immer neue Außenmärkte zu erobern. Ich habe diese außenwirtschaftlichen Beziehungen bewusst nicht berücksichtigt, weil ich der Meinung bin, dass mit der Annahme eines möglichen kontinuierlichen Wertzuflusses von Außen die Probleme der kapitalistischen Marktwirtschaft verschleiert werden. Wenn außenwirtschaftliche Beziehungen tatsächlich kontinuierlich durch einen wesentlichen positiven Betrag zum Nationaleinkommen beitragen, handelt es sich regelmäßig um Ausbeutung auf internationaler Ebene. Das wäre zwar noch kein Grund ihn in wissenschaftlichen Untersuchungen zu ignorieren. Im Rahmen der Globalisierung verlieren die nationalen Grenzen der Wirtschaft ohnehin an Bedeutung und man muss sich früher oder später sowieso Fragen: Ist die Weltwirtschaft, die auf nicht absehbare Zeit nur mit sich selbst handeln kann, in der Lage für sich ein stabiles Wirtschaftssystem zu entwickeln.
Sicher ist selbst die Bundesrepublik noch zu klein, ein autarkes Wirtschaftssystem zu realisieren. Solche politischen Einheiten, wie z.B. die GUS-Staaten, China oder die USA wären entsprechend ihrer natürliche Ressourcen und ihres Menschenpotential gewiss in der Lage autark zu existieren. Außerdem sind sie im Vergleich zum Rest der Welt so groß, dass eine langfristige Ausbeutung anderer Regionen ohne verheerende Auswirkungen auf diese Regionen und damit auf politische Stabilität in der Weltpolitik nicht möglich ist.
In den Modellen wird aus dem Profit kein Anteil für den individuellen Konsum der Unternehmer abgezweigt. Ist diese Vereinfachung zulässig? Kleine Unternehmer und Handwerker sind meist Produktionsmittelbesitzer und als Geschäftsführer gleichzeitig ihr eigener Arbeiter. Sie haben also auch ein Arbeitseinkommen, von dem sie meist Leben. Da sie außerdem meist an Kapitalmangel leiden oder expandieren wollen, betreiben sie oft Selbstausbeutung und der gesamte Kapitalzins geht wieder ins Unternehmen. Bei sehr großen Unternehmen spielt dagegen der Anteil, der vom Kapitalzins für den individuellen Konsum abgezweigt wird, keine wesentliche Rolle und kann vernachlässigt werden.
Fehlende Transaktionskosten: Kosten die beim Umstrukturieren der Wirtschaft entstehen, wurden bisher nicht berücksichtigt. Dazu gehören die Kosten für das Stilllegen eines Unternehmens und dem Aufbauen eines anderen Unternehmens, Kosten für Umschulungen und zeitweilige Arbeitslosigkeit der betroffenen Arbeiter. Diese Kosten können erheblich sein. Da diese bisher nicht berücksichtigt werden, ist es z.B. möglich, dass speziell im Modell der Planwirtschaft von einem Reproduktionszyklus zum anderen Unternehmen entstehen und andere verschwinden. Das ist unrealistisch. In dem Modell einer anderen Marktwirtschaft wird der Kapitaltransfer zwischen den Unternehmen und damit ihr Entstehen und Verschwinden durch den empirischen Faktor f5 aus Stabilitätsgründen gedämpft, wodurch ein realistischeres Erscheinungsbild entsteht. Kosten werden aber auch nicht veranschlagt. Der Einfluss dieser Kosten auf das Verhalten des Wirtschaftssystems könnte zu einem späteren Zeitpunkt auch einmal untersucht werden, scheint mir aber z.Z. noch nicht wichtig genug.
Monopolisierungstendenzen optimaler Wirtschaftsstrukturen: An einer konsequent optimierten Wirtschaftsstruktur sind bei n3 verschiedenen Waren genau n3 verschiedene Unternehmen, oder genauer ausgedrückt n3 verschiedene Fertigungsverfahren beteiligt. Wenn dabei die Unternehmen in der Regel Ein-Waren-Produzenten sind, hat jedes Unternehmen eigentlich ein Monopol. Die Marktwirtschaft soll aber aus der Konkurrenz ihr Streben nach möglichst effektiven Verfahren ziehen.
Programmierte Simulationsmodelle bisher nur für Ein-Waren-Produzenten: Die Simulationsprogramme der Modelle einer Planwirtschaft und einer anderen Marktwirtschaft sind bisher der Einfachheithalber nur für Ein-Waren-Produzenten anwendbar. Prinzipiell dürfte das für Mehr-Waren-Produzenten analog möglich sein. Das zu realisieren ist sicher nur eine Fleißaufgabe, zu der ich mich bisher aus Zeitgründen nicht entschlossen habe.
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