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7.4.6 Preise für Abfallbeseitigung im geschlossenen Stoffkreislauf

Im Abschnitt 4.5 wurden die Gleichungen für die Berechnung eines optimalen Preissystems bereits für den allgemeinen Fall hergeleitet, so dass diese hier auch auf Wirtschaftssysteme mit Mehr-Waren-Produzenten und Abfallproduktion angewendet werden können.

Für den Fall, dass regelmäßig Abfall anfällt, der in der Umwelt deponiert wird und zukünftig nicht wieder in den Wirtschaftsprozess einfließt, ist der Preis dieses "Produkts" Null, wenn es einen ausgeglichenen Wertfluss in der Marktwirtschaft geben soll, wie bereits erläutert wurde. Was für einen Preis haben nun die gleichen Produkte, wenn ein optimales Wirtschaftssystem mit den gleichen Produktivkräften eingerichtet wird, bei dem kein Abfall in der Umwelt deponiert wird, sofern das möglich ist ?

Bei Demonstrationsbeispiel 2 ist das möglich, wie bereits gezeigt wurde. Für den Fall fa=1 und fl=maximal wurde jeweils das optimale Preissystem berechnet, wobei einmal Abfall zugelassen wird und einmal kein Abfall zulässig ist.

Abfall zulässig   kein Abfall zulässig
        preisa =       1,000             preisa =     1,000
Hier sollte jetzt Vektor preisw erscheinen   Hier sollte jetzt Vektor preisw erscheinen

Für den Fall, wo im Rahmen einer bedarfsgerechten Wirtschaftsstruktur nur ein maximaler zusätzlicher Konsum angestrebt wird, ohne Rücksicht auf die Belastung der Umwelt sind alle Warenpreise preiswi3 ³ 0 , wobei Produkte die ganz oder teilweise in die Umwelt entsorgt werden den Preis Null haben, wie in unserem Beispiel die Ware i3=6.

Die gleiche Ware erhält in einer Wirtschaftsstruktur, die Abfallentsorgung in die Umwelt verbietet, einen negativen Preis. Dieser negative Preis kommt allerdings nicht als eine willkürlich festgelegte Gebühr zustande. Er ist eine notwendige Vergütung für den Produzenten, der eigentlich nicht sehr produktiv ist im Sinne eines hohen Warenausstoßes, sondern dessen Produktivität im "Verbrauch" der Produkte besteht, die sonst keiner haben will. Dabei müssen die Verbraucher nicht unbedingt echte Recycling-Firmen sein, sondern es können auch andere Firmen sein, deren sonstige Aufgabe echte Produktion ist und die dieses Produkt auch sonst benötigen.

In unserem Demonstrationsbeispiel gibt es z.B. den Produzenten i2=13, ein Kraftwerk, welches aus organischen Nebenprodukten Energie gewinnt. In der Wirtschaftsstruktur mit Abfalldeponie ist dieses Verfahren gegen den Produzenten i2=15, ebenfalls ein Kraftwerk, welches eventuell fossile Brennstoffe nutzt, nicht konkurrenzfähig. Durch das andere Preissystem in der Wirtschaftsstruktur ohne Abfalldeponie wird es durch den negativen Preis der Ware organische Nebenprodukte konkurrenzfähig und kann sich an der optimalen Wirtschaftsstruktur beteiligen.

Knackpunkt bleibt natürlich bei der ganzen Angelegenheit, durch welche gesellschaftlichen Organisationsformen (Produktionsverhältnisse) die ökologisch günstigere Variante soweit begünstigt wird, dass sie sich auch durchsetzt. Offensichtlich wird hier, dass man nicht dem einzelnen Unternehmer die Entscheidung überlassen kann, wie er am kostengünstigsten seinen Mist los wird. Kurzfristig ist nämlich immer die Entsorgung in die Umwelt am preiswertesten. Die Langzeitfolgen trägt dann die ganze Gesellschaft, auch wenn sich das nicht in Kosten ausdrücken lässt.

Zum Schluss soll noch erwähnt werden, dass man in der Anwendung dieses Modell die Abfallentsorgung auch verschleiern kann. Das würde geschehen, wenn man eine Entsorgungsfirma, die eine Deponie betreibt, in dem Modell als ein Unternehmen darstellt und das Deponieren des Abfalls wie einen Verbrauch darstellt, indem der deponierte Abfall nicht mehr als eine Ware oder ein Gut im Vektor wg erscheint. Jede Wissenschaft kann missbraucht werden. Es ist also stets ein verantwortungsvoller Umgang mit der Theorie notwendig.

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