7.2.1 Ein Beispiel, wie das Wirtschaftswachstum dem Bevölkerungswachstum folgt
Das Bestreben der Bevölkerung sich zu vermehren, dargestellt durch den Vermehrungsfaktor fa, ist bezogen auf das Wirtschaftssystem ein exogener Parameter. Erst im Zusammenhang mit der Versorgung der Bevölkerung wird die tatsächliche Vermehrung der Bevölkerung, dargestellt durch den Faktor fae=fa* rak, bezogen auf des Wirtschaftssystem ein endogener Parameter. Da aber eine Versorgungsrate rak<1 aus sozialen Gründen vermieden werden soll, muss das Bevölkerungswachstum durch sozialpolitischen Maßnahmen bei Bedarf bewusst geregelt werden, was in meinem Modell bedeutet, dass sich der Faktor fa von außen vorgegeben ändern kann.
Als nächstes soll unser Demonstrationsbeispiel so modifiziert werden, dass zu Beginn eine optimale Wirtschaftsstruktur ohne Bevölkerungswachstum und ohne Wirtschaftswachstum vorliegt. Mit dem 11.Reproduktionszyklus, soll aus welchen Gründen auch immer, ein Bevölkerungswachstum mit dem Faktor fa=1,004 einsetzen und 100 Zyklen andauern. Danach soll der Faktor fa wieder den Wert Eins annehmen, also das Bevölkerungswachstum wieder aufhören.
Anhand des Modells einer Planwirtschaft und des Modells einer anderen Marktwirtschaft, soll das entsprechende Wirtschaftswachstum simuliert werden.
Wir beginnen wieder mit dem Modell einer Planwirtschaft:
Bild 32 zeigt die Entwicklung der Bevölkerungszahlen a, sowie die Zahlen ak der versorgten und die Zahlen aeg der beschäftigten Arbeiter. Da bei Zyklus 11 diese plötzliche Änderung des Bestrebens der Bevölkerung sich zu vermehren eine Störung der Wirtschaft bedeutet, gibt es eine Störung in der Versorgung der Bevölkerung ak<a und damit kurzzeitig einen Rückgang der Bevölkerungszahlen a. Mit dem plötzlichen Rückgang der Bevölkerungszahlen entsteht auch ein Rückgang im Bedarf mindestens einiger Güter. Da die Planwirtschaft so programmiert ist, dass nur produziert wird, was benötigt wird und Überbestände an Waren möglichst abgebaut werden, entsteht kurzfristig ein starker Einbruch in der Beschäftigung aeg. Da die Versorgung der Bevölkerung in diesem Modell nicht über Lohnarbeit an die Beschäftigung gebunden ist, bewirkt dieser starke Beschäftigungseinbruch keinen weiteren Einbruch in der Versorgung, so dass auch keine Blockierung der Wirtschaft provoziert wird. Der Bevölkerungsverlust ist nach ca. 15 Zyklen wieder ausgeglichen und die Bevölkerungszahl wächst kontinuierlich weiter. Auch die Unterbeschäftigung ist nach ca.15 Zyklen beendet, und es besteht eine neue optimale Wirtschaftsstruktur mit einem entsprechendem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum.
Beim 111.Zyklus, wo fa wieder von 1,004 auf 1,000 geändert wird, entsteht eine ähnlich Störung mit ähnlichen Erscheinungen. Da es aber von jetzt an kein Bevölkerungswachstum mehr gibt, kann in diesem Fall der kurzfristige Rückgang der Bevölkerungszahl nicht wieder ausgeglichen werden. Nach ca. 12 Zyklen stellt sich dann auf dem Niveau von a=121 Arbeitern wieder eine optimale Wirtschaftsstruktur ohne Wachstum ein.
Bild 33 zeigt u.a. die Entwicklung des Faktors fl des zusätzlichen Konsums. Da in der Phase des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums neben der einfachen Reproduktion der Produktionsmittel ein zusätzlicher Anteil an Produktionskapazitäten für die erweiterte Reproduktion der Produktions- und Konsumtionsmittel aufgewendet werden muss, ist die verbleibende Produktionskapazität für den zusätzlichen Konsum geringer.
Bild 34 zeigt die Entwicklung der Wachstumsfaktoren fwi3 der gesamtgesellschaftlichen Güterbestände. Die starken Ausschläge dieser Faktoren nach dem 10. und dem 110.Zyklus zeigen die starke Reaktion des Systems auf diese Störung, die dann ziemlich schnell nach 12 bis 15 Zyklen wieder abgeklungen ist. Im Wachstumsintervall zwischen i4=10 bis 111 pegeln sich die Faktoren fwi3 nach dem Abklingen der Störung erwartungsgemäß auf einem Niveau knapp über Eins ein, nämlich exakt auf 1,004.
Nun wird die Simulation des gleichen Wachstumsintervalls mit dem Modell einer anderen Marktwirtschaft simuliert:
Bild 35 zeigt wieder die Entwicklung der Bevölkerungszahlen a, sowie die Zahlen ak der versorgten und die Zahlen aeg der beschäftigten Arbeiter. Nach dem plötzlichen Übergang von fa=1 auf fa=1,004 bei Zyklus 11 ergibt sich auch hier ein Einbruch in der Bevölkerungszahl wegen Unterversorgung. Er ist allerdings nicht so bizarr wie bei meinem Modell der Planwirtschaft. Durch die Faktoren f3=0,05 und f5=0,05 die hier klein gewählt wurden, wird eine allmähliche Anpassung an die neuen Wirtschaftsbedingungen bewirkt. Da in diesem Marktwirtschaftsmodell die Versorgung der Bevölkerung über die Lohnarbeit an die Beschäftigung gekoppelt ist, muss verhindert werden, dass durch starke Nachfrageschwankungen starke Beschäftigungsschwankungen auftreten, die dann wiederum zu Unterversorgung wegen Geldmangels und damit zu Bevölkerungsrückgang, weiterem Nachfragerückgang, weiterem Beschäftigungsrückgang u.s.w. führen, was dann letztendlich zur Blockierung der gesamten Wirtschaft führen würde. Deshalb ist ein relativ großer Faktor f4=5 gewählt, der die Größe der Warenreserven auf dem Markt festlegt. Dadurch wird trotz einiger Warenüberschüssen auf dem Markt die Produktion nicht gleich gedrosselt, so dass die Störung einigermaßen gut überstanden wird.
Der Störung durch den Übergang vom Wirtschaftswachstum zurück zu einer konstanten Bevölkerungszahl wird nach Ansicht des Bild 35 völlig problemlos ohne Bevölkerungsrückgang, also auch ohne Versorgungsprobleme verkraftet. Die Ursache dafür ist in diesem Bild nicht zu erkennen. Sie besteht darin, dass sich bei der ersten Störung auf dem Markt einige Warenüberschüsse angesammelt haben, die bisher nicht wieder abgebaut wurden und bei den Arbeitern außerdem einige Geldreserven liegengeblieben sind. Dadurch wirkt sich die zweite Störung nicht negativ auf die Versorgung der Bevölkerung aus, trotz Schwankungen in der Wirtschaftsstruktur.
Bild 36 zeigt u.a. die Entwicklung des Faktors fl des zusätzlichen Konsums. Hier ist bei prinzipiell gleichen Verlauf wie bei dem Modell einer Planwirtschaft (Bild 33) eine langsamere Anpassung zu erkennen.
Bild 37 zeigt die Entwicklung der Wachstumsfaktoren fwi3 der gesamtgesellschaftlichen Warenbestände. Im Vergleich zum Modell einer Planwirtschaft (Bild 34) sind die Spitzen der Ausschläge wesentlich geringer, dafür dauert das Abklingen der Störungen wesentlich länger.
Bild 38 zeigt die Entwicklung der Warenpreise preiswi3 ,und Bild 39zeigt die Entwicklung der Gewinnfaktoren fgewinnu0i2 . Es ist zu erkennen, dass im Intervall des Bevölkerungswachstums und damit auch des Wirtschaftswachstums das Niveau der Preise und der Gewinne erhöht ist.
Erinnert sei an dieser Stelle daran, dass im Gegensatz zu den Vorstellungen von einer kapitalistischen Marktwirtschaft in meinem Modell einer anderen Marktwirtschaft hier eine strenge Kausalität besteht. Im meinem Modell sind die Unternehmen durch Kalkulationsfestlegungen verpflichtet ihre Verkaufspreise so zu kalkulieren, dass sie entsprechend dem Bevölkerungswachstum einen Gewinn kalkulieren, so dass sie mit diesem Gewinn die entsprechend erforderliche erweiterte Reproduktion ihrer Produktionsmittel finanzieren können. Deshalb müssen bei Bevölkerungswachstum die Preise steigen. Wenn kein Bevölkerungswachstum stattfindet dürfen die Unternehmen dagegen keinen Gewinn machen, weil dann auch kein Wirtschaftswachstum notwendig ist und die Unternehmen ihren Gewinn nicht investieren können, ohne die optimale Wirtschaftsstruktur zu stören, so sie erreicht wurde. Da der Preis der Arbeit preisa als Basispreis aller Preise per Festlegung konstant bleibt, sinkt bei steigendem Bevölkerungswachstum und damit steigenden Warenpreise der mögliche zusätzliche Konsum der Bevölkerung. Das ergibt die kausale Kette, Bevölkerungswachstum-Unternehmensgewinne-Warenpreise-zusätzlicher Konsum der Bevölkerung, die bezogen auf die Preise am Markt ein sehr stabiles selbstoptimierendes System darstellt. Dabei muss aber des Gesamtsystem Marktwirtschaft noch nicht stabil selbstoptimierend sein.
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