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5.2 Ein Gleichnis: Wenn die Wirtschaft ein Auto wäre

Wenn man die sozialistische Planwirtschaft, in der alle Aktivitäten auf administrativem Wege von oben geleitet werden, mit einem Auto vergleicht. Dann wäre das ein Fahrzeug bei dem jedes Rad unabhängig von den anderen lenkbar und bremsbar ist. Jeder Mitfahrer hat ein eigenes Lenkrad für ein Rad. Der Führer des Autos versucht nun das Auto zu steuern, indem er jedem einzelnen Mitfahrer Anweisung gibt, was er zu tun hat. Mit diesem Fahrzeug kann man theoretisch in jeder Richtung fahren. Man könnte sogar quer aus einer Parklücke heraus fahren. Was man allerdings nicht könnte, ist mit einer ausreichenden Geschwindigkeit auf normalen Straßen einigermaßen geradeaus zu fahren. Damit wäre der Fahrzeugführer überfordert, weil er nicht in der Lage ist, alle notwendigen Steueranweisungen schnell und exakt zu ermitteln und weiter zugeben. Auch die Mitfahrer wären beim besten Willen nicht in der Lage, die Anweisungen mit der notwendigen Exaktheit auszuführen. Daran würden auch drakonische Disziplinierungsmaßnahmen nichts ändern.

Analog dazu wäre die kapitalistische Marktwirtschaft ein Rennauto, welches keine Bremse hat und immer beschleunigen muß, weil sonst die Räder abfallen. Die Insassen haben kaum Möglichkeiten auf Geschwindigkeit und Richtung Einfluß zunehmen. Mit diesem Auto ist es nur eine Frage der Zeit, wann man im Straßengraben landet, die einzige Art gelegentlich mal anzuhalten. Die Folgen dieser zwangsläufigen Fahrtunterbrechungen sind aber schwer kalkulierbar.

Bei einem modernen Auto gibt es dagegen einige wenige effektive Steuerelemente mit dem die Fahrtrichtung und Geschwindigkeit in technischen Grenzen relativ frei vorgegeben werden kann. Die Feinabstimmung der Element erfolgt zwangsläufig durch technische Vorrichtungen. So wird z.B. beim Lenken die Stellung der beiden Vorderräder durch den Lenkmechanismus aufeinander abgestimmt. Beim Bremsen sorgt das Bremssystem für gleichmäßige Bremskraft auf allen Räder, so daß das Auto nicht ins Schleudern gerät.

Jeder Vergleich hinkt, aber vielleicht hilft er unser Problem anschaulicher zu machen.

Schlußfolgerung: Das Ziel eines modernen Wirtschaftssystems einer sozialen und freien Gesellschaftsordnung sollte sein, einerseits demokratische Instrumente zu schaffen, die richtungsweisende Entscheidungen relativ unabhängig von blinden Mechanismen ermöglichen und anderseits in ihrer Wirkungsweise bekannte sich selbst regelnde Teilsystem zu organisieren, so daß die Wirkungsweise des Wirtschaftssystems für uns Menschen mit begrenztem Verstand überschaubar und beeinflußbar bleibt, trotzdem aber nicht alles administrativ geregelt werden muß.

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