zurück   weiter

3.6 Das Leistungsprinzip

Im Kapitalismus gibt es, gewaltige Einkommensunterschiede, die offensichtlich nicht durch persönliche Leistung zu erklären sind. Im Staatssozialismus wurden dagegen die staatlich festgelegten Lohnstrukturen so stark nivelliert, daß kein ausreichender Anreiz zur persönlichen Leistung gegeben war. Wo aber eine sinnvolle Differenzierung in der Lohnstruktur liegen muß, ist bisher unklar.

Dazu habe ich einige Untersuchungen angestellt und ein Modell zur Bewertung der Arbeit im gesellschaftlichen Produktionsprozeß formuliert. Mit diesem Modell können prinzipiell optimale Lohnstrukturen berechnet werden, als auch eine Selbstoptimierung eines freien Arbeitsmarktes dynamisch simuliert werden.

Das Modell und die Ergebnisse sind im Manuskript "Marktwirtschaft" Teil 2 "Lineares Modell des Arbeitsmarktes/Das ‚Leistungsprinzip‘ " [7] dargestellt. Auf eine ausführlichere Darstellung wird hier verzichtet, da hierfür einige mathematische Abhandlungen notwendig wären, mit denen ich diese Abhandlung nicht belasten möchte. Wer sich für Einzelheiten interessiert, wird hiermit auf o.g. Quelle verwiesen. Analoge Modelle aus der Literatur sind mir nicht bekannt.

Nach diesem Modell hat sich gezeigt, daß für jede konkrete Bedarfsstruktur an Arbeitsleistungen in verschiedenen Berufen eine optimale Lohnstruktur existiert, die auf einem freien Arbeitsmarkt zu einer optimalen Beschäftigungsstruktur führen würde. Damit kann auch der von Marx definierte Begriff der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit quantifiziert werden.

Selbst wenn mit diesem Modell kurzfristig noch keine optimale Lohnstruktur für eine existierende Wirtschaft berechnet werden kann, wegen fehlendem umfangreichen Datenmaterials und zu geringer Rechenkapazität, lassen sich daraus Strategien für die Gestaltung eines Arbeitsmarktes in einer sozialen Marktwirtschaft mit einer sinnvollen Differenzierung ableiten. Ein wichtiger Vorteil marktwirtschaftlicher Systeme ist es, daß man ein Optimum nicht durch exakt berechnete Vorgaben erreicht, wie es in einer Planwirtschaft versucht wird, sondern daß eine Selbstoptimierung stattfinden soll. Voraussetzung ist allerdings, daß man sich durch eventuell vereinfachte Modellrechnungen vorher vergewissern muß, unter welchen Bedingungen eine Selbstoptimierung auch tatsächlich stattfinden kann. Solche prinzipiellen Analysen sind mit wesentlich weniger Aufwand möglich, da man nicht so umfangreiches und exaktes Datenmaterial für Beispielrechnungen benötigt.

Meine bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, das auf dem Arbeitsmarkt selbstoptimierende Prozesse funktionieren können, und das auch auf soziale Weise. Eine wichtige Schlußfolgerungen aus diesen Untersuchungen ist, daß in einer sozialen Marktwirtschaft mit einer sich selbst optimierenden Beschäftigungsstruktur eine leistungsabhängige Differenzierung der Einkommen nicht nur zulässig ist, sondern ein notwendiges Element.

Der kapitalistische Arbeitsmarkt erfüllt die Bedingungen für eine soziale Marktwirtschaft jedoch nicht.

zurück   weiter