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3.3 Es existiert ein Bereich optimaler Wirtschaftsstrukturen

Im Manuskript "Marktwirtschaft" [6] wird eine Methode dargestellt, mit der man die aktuellen Produktivkräfte der Gesellschaft und die Kriterien für optimale Wirtschaftsstrukturen quantitativ mathematisch darstellen kann. Die Frage nach der anzustrebenden optimalen Wirtschaftsstruktur einer Volkswirtschaft stellt sich damit als ein Optimierungsproblem dar, welches mit Hilfe des Simplex-Algorithmus lösbar ist.

Dabei hat sich herausgestellt, daß es nicht nur eine sinnvolle gleichgewichtige Wirtschaftsstruktur bei gegebenem Entwicklungsstand der Produktivkräfte gibt.

An folgendem stark vereinfachten Zahlenbeispiel soll das demonstriert werden: Es existiert eine optimale Wirtschaftsstruktur in der folgende aggregierte und in Geld bewertete Parameter gelten

Ln=10.000 DM/Jahr-Notwendiger Mindestlohn eines Arbeiters zur einfachen Reproduktion seiner Arbeitskraft, einschließlich Versorgung seines Nachwuchses und seiner Altersversorgung
B=50.000 DM-Notwendiger durchschnittlicher Bestand an langlebigen Konsumgütern eines Arbeiters
K=200.000 DM-Mittlerer Wert eines Arbeitsplatzes (= Kapital des Unternehmers pro Arbeitsplatz)
W=25.000 DM/Jahr-Wert der mittleren Jahresnettoproduktion eines Arbeiters

Damit ergibt sich ein Mehrwert M von

M = W-Ln = 15.000 DM/Jahr

Dieser Mehrwert kann nach folgender Formel unterschiedlich aufgeteilt werden:

M = Lz + D B + DK

mit

Lz-Lohn für zusätzlichen Konsum
DB-Notwendiger Lohnanteil für Wachstum des Bestandes an langlebigen Konsumgütern pro Jahr pro Arbeiter bei Bevölkerungswachstum
DK-Jahresprofit pro Arbeitsplatz

In diesem simplen Beispiel soll der Wert D B vereinfachend stellvertretend für alle zusätzlichen Aufwendungen der Arbeiter stehen, die bei Bevölkerungswachstum für den zusätzlichen Aufwand der Versorgung der Nachkommen über die einfache Reproduktion hinaus entstehen.

Fall 1: Wird auf Wirtschaftswachstum verzichtet und der gesamte Mehrwert als zusätzlicher Konsum verbraucht, so ergibt sich mit D B=0 und D K=0 ein maximal möglicher zusätzlicher Konsum Lzmax von

Lzmax = M = 15.000 DM/Jahr

Wird in diesem Fall der zusätzliche Konsum ausschließlich für Luxus konsumiert, so daß auch kein wissenschaftlicher Fortschritt einen Produktivitätszuwachs bewirkt, währe hiermit der theoretische Sonderfall eines gleichbleibenden Wirtschaftskreislaufes gegeben

Fall 2: Wird auf zusätzlichen Konsum verzichtet und ein maximales proportionales Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft angestrebt, so ergibt sich mit Lz=0 eine maximal mögliche jährliche Wachstumsrate Rmax =6% mit

D B = Rmax * B = 0,06* 50.000 DM = 3.000 DM/Jahr

D K = Rmax * K = 0,06* 200.000 DM = 12.000 DM/Jahr

und

M = Lz + D B + D K = 0 + 3.000 DM/Jahr + 12.000 DM/Jahr

Mit diesem Fall ist das maximal mögliche proportionale Wachstum ohne technologischen Fortschritt beschrieben. Dieses ist allerdings nur so lange möglich, solange noch ungenutzte natürliche Ressourcen dies ermöglichen.

Fall 1 und 2 stellen Extrempunkte eines Bereiches dar, in dem lauter "optimale" Entwicklungspfade der Volkswirtschaft liegen mit mehr oder weniger Wachstum und entsprechend mehr oder weniger zusätzlichem Konsum. Auf allen diesen Pfaden ist zunächst kein technologischer Fortschritt erforderlich. Dieser Bereich ist in Abbildung 1 prinzipiell dargestellt. Auf der Kurve des Diagramms liegen alle Entwicklungspfade, die die aktuelle Leistungsfähigkeit der Produktivkräfte voll ausnutzen. Der Bereich über der Kurve kann beim aktuellen technologischen Entwicklungsstand nicht erreicht werden. Entwicklungspfade unterhalb der Kurve sind realisierbar, würden aber das Potential der Produktivkräfte nicht voll ausnutzen. Die Kurve kann noch auf Werte mit Wachstum R<0 verlängert werde, da auch negatives Wachstum prinzipiell möglich ist, wenn auch in der Regel nicht beabsichtigt.

Eine Gesellschaft, die sich nicht aufgrund einer spontanen Eigenbewegung entwickelt, sondern die ihre Wirtschaft so organisiert hat, daß die Grundrichtung aufgrund demokratischer wirtschaftspolitischer Entscheidungen nach gesamtgesellschaftlichen Gesichtspunkten frei festgelegt werden kann, könnte sich nun für einen Entwicklungspfad innerhalb dieses Bereiches entscheiden.

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