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10.2 Kapitalisten

Die Klasse der Kapitalisten ist aufgrund ihrer Vorteile, die sie im Kapitalismus genießen, kaum gewillt sich freiwillig einer Umgestaltung der kapitalistischen Marktwirtschaft in eine sozialistische Marktwirtschaft anzuschließen. Solche Kapitalisten wie Friedrich Engels, die sich dieser Bewegung ohne Druck von Außen und nur einer intellektuellen Überzeugung folgend anschließen und maßgeblich fördern, werden wohl die Ausnahme bleiben.

Wie bereits im Abschnitt "Der vernünftige Weg" ausgeführt, ist für eine friedliche Transformation mindestens die Toleranz eines wesentlichen Teils dieser Klasse erforderlich, und es wurden auch Argumente genannt, die diese Toleranz evtl. möglich macht. Die Argumente waren die Zwangsläufigkeit des Untergangs des Kapitalismus und die vernünftige Schlußfolgerung daraus, einen unvermeidbaren Prozeß lieber selbst mitzugestalten, als durch Widerstand irgendwann die Mitgestaltungschance zu verlieren und damit die eigene Existenz zu gefährden.

Für kleine Unternehmer gibt es ein weiteres Argument, der sozialistischen Marktwirtschaft aufgeschlossen gegenüberzustehen. Sie sind als Betriebsleiter gleichzeitig ihr wichtigster Angestellten und betreiben meist Selbstausbeutung, um aus ihrem Arbeitseinkommen nicht nur ihren Unterhalt zu bestreiten, sondern um außerdem möglichst noch einen Teil davon zur Kapitalakkumulation abzuzweigen, weil sie in der Regel an zu wenig Eigenkapital leiden und die Gewinne aus dem Eigentum für die Akkumulation nicht ausreichen. In einer sozialistischen Marktwirtschaft, dürfte der größte Teil dieser Unternehmer die Chance haben, weiterhin als Betriebsleiter dieser Betriebe ein überdurchschnittliches Einkommen zu erzielen. Da in einer sozialistischen Marktwirtschaft, bei Schaffung neuer Arbeitsplätze, diese ohne Eigenkapital aus den Produktionsmittelfonds der neuen Angestellten relativ problemlos finanziert werden können, und bei Rückgang des Bedarfs und dementsprechendem Arbeitsplatzabbau in dieser Branche dieses planmäßig wieder zurückgeführt werden kann, dürfte für den Betriebsleiter und ehemaligen Eigentümer eine Betriebserweiterung auf optimale Größe, eine Neugründung oder auch eine Betriebsaufgabe oder Übergabe an einen Nachfolger wesentlich unproblematischer sein. Während sich heute die kleinen Unternehmer abplacken, um ihren Nachkommen eine möglichst große Firma zu hinterlassen, damit es denen einmal besser geht als ihnen selbst, auch wenn das sehr ungewiß ist, könnten sie in einer sozialistischen Marktwirtschaft, den Lohn ihres Fleißes im wesentlichen selbst genießen und ihre Nachkommen haben die gleiche Chance, wenn sie ebenfalls so fähig und fleißig sind, unabhängig vom Erfolg der Eltern. Diese Argumente sollten genutzt werden, um auch kleine Unternehmer für das Projekt sozialistische Marktwirtschaft zu interessieren. Ein Anknüpfungspunkt ist der PDS-nahe Unternehmerverband.

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