zurück   weiter

8 Gemeinsame Unterschiede der beiden Modelle gegenüber der bisherigen hydrodynamischen Schmiertheorie und neue Untersuchungsmöglichkeiten, die sich daraus ergeben

Das ursprüngliche Ziel der Erweiterung der hydrodynamischen Schmiertheorie war die Lösung des Problems der Randbedingungen. Durch die konsequente Anwendung der Kontinuitätsbedingung auf den gesamten Schmierspalt ist für beide Modelle die Lösung des Problems gelungen, indem sich die Lage und die Ausdehnung des Druckberges bei der Berechnung von selbst einstellt. (Bilder 24, 25, 38) Außerdem wird dadurch die Wirkung des Unterdruckgebietes, welches vorher aus der Berechnung ausgeschlossen war, auf die Tragfähigkeit quantitativ erfaßt. Diese Verbesserung wird besonders für das instationär belastete Gleitlager wirksam, wo Druckberg und Unterdruckgebiet ständig ihre Lage und Größe verändern, da hier die Randbedingungen nicht mehr aufgrund einfacher Überlegungen oder Beobachtungen angegeben werden können. (Dazu Abschnitte 9.3 und 12)

Neben der Berechnung des Druckverlaufs im gesamten Schmierspalt erhält man bei der Anwendung des Modells 1 oder 2 zusätzlich die Flüssigkeitsverteilung im Spalt (Bilder 24, 25, 31, 32, 33, 38). Es kann der Ölzustrom und –abfluß berechnet werden, welcher einen Gleichgewichtsvorgang in Abhängigkeit von der Lagerbelastung und den Umgebungsbedingungen darstellt. Dadurch ist es möglich, die Schmiernutanordnung und den Ölzufuhrdruck zu optimieren. Das wechselnd belastete Gleitgelenk (Abschnitt 12.1) stellt ein Beispiel dafür dar. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen können direkt in der konstruktiven Gestaltung der Lager verwertet werden.

Nach der weiterentwickelten Schmiertheorie hängt der Druckaufbau im Spalt nicht mehr wie bisher nur von der momentan gegebenen Spaltgeometrie und dessen Änderung ab, sondern auch vom vorhergehenden Druckverlauf und der damit verbundenen Schmiermittelverteilung ab. Deshalb ist es nur noch sinnvoll, den Druckverlauf für vollständige Verlagerungsbahnen zu berechnen.

Für einen großen Teil der zu untersuchenden Gleitlager ist das Reynolds’sche Modell mit einer der üblichen Randbedingungen ausreichend genau und der erhöhte Aufwand der erweiterten Theorie nicht gerechtfertigt. Es bietet sich hier die Möglichkeit, für einige repräsentative Fälle den Fehler der einfacheren Rechnung zu bestimmen und so deren Geltungsbereich zu ermitteln bzw. Korrekturen anzugeben. Damit wird die Zuverlässigkeit der Anwendung des Reynolds’schen Modells erhöht.

zurück   weiter