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9 Einige kritische Bemerkungen und Schlußfolgerungen zu dem entwickelten Modell und Ausblick auf weitere erforderliche Untersuchungen

Die folgenden Bemerkungen beziehen sich wieder auf das ursprüngliche separate Modell des Arbeitsmarktes, wie es in den Abschnitten 2 bis 7 ausführlich behandelt wurde.

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9.1 Das Arbeitsmarktmodell ist ein Studienmodell

Das Modell ist ein Studienmodell in dem Sinne, daß nicht versucht wurde, den in der realexistierenden kapitalistischen Marktwirtschaft vorgefundenen Arbeitsmarkt schlechthin möglichst exakt abzubilden. Statt dessen wurde versucht (natürlich vom realen Markt inspiriert), ein idealisiertes Modell zu formulieren und durch Simulationsrechnungen zu untersuchen, ob das Prinzip geeignet ist, eine Selbstoptimierung zu bewirken. Dieses Modell soll damit eine fundierte Diskussionsgrundlage bilden in dem Spannungsfeld, Beurteilung der Probleme des bestehenden Marktes und Entwicklung von Ideen, wie ein Arbeitsmarkt in einer sozialen bzw. sozialistischen Marktwirtschaft aussehen könnte.

Dieses Modell kann dementsprechend nicht zeigen, wie sich in dem Konflikt zwischen den Produktionsmitteleigentümern und den Lohnabhängigen, vertreten durch die Tarifparteien Arbeitgeberverband und Gewerkschaften ein Lohnniveau einstellt. Das nominale Lohnniveau ist in meinem Modell per Annahmen fest vorgegeben und über die Zeit konstant. Statt der Tarifverhandlungen werden durch ein Prinzip des Angebotes an Arbeitsleistungen in verschiedenen Berufen durch die Arbeiter und der Nachfrage einer bedarfsgerechten Struktur an Arbeitsleistungen durch die Unternehmer die Lohnrelationen zwischen den verschiedenen Berufen verändert. Dabei können die Löhne der verschiedenen Berufe steigen und fallen, wobei das Lohnniveau erhalten bleibt.2)

Das positive Ergebnis dieses Modells ist die Aussage, daß für einen freien Arbeitsmarkt tatsächlich ein System von Lohnrelationen existiert, welches dafür sorgt, daß jeder Arbeiter genau in dem Beruf die besten Verdienstmöglichkeiten hat, wo er im Interesse einer maximalen gesamtgesellschaftlichen Produktivität auch arbeiten sollte. Das heißt, daß er durch dieses optimale Lohnsystem von selbst an den richtigen Arbeitsplatz strebt und nicht von anderen dazu gezwungen werden muß z.B. durch Entlassung oder Zwangsverpflichtung.

Hinzu kommt als weiteres positives Ergebnis, daß dieses optimale Lohnsystem nicht durch Experten über theoretische Modelle berechnet werden muß, sondern daß es sich einstellt, wenn man in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage, z.B. aufgrund statistischer Auswertungen langsam die Relationen der Löhne verschiebt, indem in Berufen mit einem relativen Überangebot die Löhne abgesenkt werden und in Berufen mit erhöhter Nachfrage die Löhne angehoben werden.

Das kann aber nur funktionieren, wenn diese Lohnveränderungen von den Unternehmern nicht dazu mißbraucht werden können, dabei schleichend das Lohnniveau immer weiter abzusenken und die Lohnhöhe zum Kampfplatz der Klassen wird. Ein freier Arbeitsmarkt hat also nur in einer ausbeutungsfreien Marktwirtschaft eine Chance.

Ich habe die Hoffnung, daß in einer wirklich sozialen Marktwirtschaft mit einem hier im groben konzipierten Arbeitsmarkt ein Instrument gefunden werden kann, mit dem einerseits eine ausreichende Differenzierung der Löhne stattfindet, um ein sinnvolles Leistungsprinzip zu bewirken, und daß außerdem die extreme Differenzierung der kapitalistischen Marktwirtschaft vermieden werden. Dazu sind aber noch weitere Untersuchungen nötig.

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