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2 Formulierung des Problems

Welche Aufgabe hat eigentlich ein differenziertes Entlohnungssystem in Verbindung mit einem freien Arbeitsmarkt bei kollektiver Produktion?

Erstens soll es dafür sorgen, daß ein Arbeiter, der eine Tätigkeit in einem Beruf aufgenommen hat, in dieser Tätigkeit seine Fähigkeiten ausschöpft. Daraus resultiert sofort einsichtig, daß für eine Tätigkeit, deren Nutzen mindesten im Vergleich zu gleichartigen Tätigkeiten quantifizierbar ist, ein größerer Nutzen durch einen höheren Lohn honoriert wird. Dabei kann sich die Größe des Nutzens auch auf eine oder mehrere Kennziffern für die Qualität der Arbeit beziehen. Der Verdienst muß aber nicht notwendigerweise proportional der Quantität des Nutzens sein. Das entspricht zunächst noch dem traditionellen Verständnis vom Leistungsprinzip.

Zweitens ist die Gesellschaft als gemeinsam produzierende Vereinigung von Menschen daran interessiert, daß die einzelnen Mitglieder der Gesellschaft entsprechend ihren unterschiedlichen körperlichen und geistigen Fähigkeiten und entsprechend den unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Tätigkeiten bzw. Berufe so auf diese verteilt werden, daß ein maximales und gleichzeitig bedarfsgerechtes Sortiment an Arbeitsleistungen erbracht wird. Dieses Leistungssortiment widerspiegelt sich durch ein maximales und bedarfsgerechtes Produkt- und Dienstleistungssortiment.

Von einem Entlohnungssystem im Zusammenhang mit einem freien Arbeitsmarkt zu erwarten, diese komplexe Aufgabe zu lösen, ist nicht selbstverständlich. Es ist aber die Mühe wert, das einmal ausführlich zu untersuchen. Denn nur unter diesen Bedingungen ist ein freier Arbeitsmarkt sinnvoll, wo sich jeder nur um die Beschäftigung in der Tätigkeit bemühen muß, wo er seinen Fähigkeiten entsprechend mit dem für ihn persönlich höchstmöglichen Verdienst rechnen kann. Ein derart funktionierender Arbeitsmarkt würde eine Menge Administration sparen. Selbst wenn man davon ausgehen kann, daß nicht jeder seine Fähigkeiten richtig einschätzen kann, ist doch davon auszugehen, daß gesamtgesellschaftlich bei dem ehrlichen Bemühen für sich den richtigen Beruf zu wählen, die Trefferquote höher liegen dürfte, als bei jeder administrativ vorgenommenen Bewertung der Fähigkeiten der einzelnen Gesellschaftsmitglieder.

Von einer wissenschaftlich begründeten Beantwortung dieser Frage kann auch eine Beantwortung der Frage nach der notwendigen Höhe der Differenzierung der Löhne erwartet werden. Diese wiederum könnte die Frage beantworten, ob es möglich ist, eine Marktwirtschaft mit dem Attribut sozial zu versehen.

Um diese Frage theoretisch zu klären, soll nachfolgend ein mathematisches Modell eines Arbeitsmarktes mit einem entsprechenden Lohnsystem entworfen werden.

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